Intels Benchmarks für Intel-Prozessoren sollen den M1 schwach aussehen lassen

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Julia

Intel hat Benchmarks veröffentlicht, die die Vorzüge ihres Prozessors "Tiger Lake" zeigen und den M1 schlecht aussehen lassen sollen. Dafür erntet das Unternehmen viel Kritik: Die Werte seien absichtlich beschönigend und würden nur einen Teil der Realität darstellen.

Intels Benchmarks für Intel-Prozessoren sollen den M1 schwach aussehen lassen

Diese Woche hat Intel verschiedene Benchmarks des eigenen Prozessors "Tiger Lake" der elften Generation auf Tom's Hardware veröffentlicht und dem M1 gegenübergestellt. Das Unternehmen möchte damit zeigen, dass der M1 nicht so gut ist, wie Apple sagt, und dass Intel-Prozessoren in vielen Dingen besser sind. Kritiker der Benchmarks sind sich einig: Intel hat Angst vor der Leistung von Apples Prozessoren, die seit drei Monaten auf dem Markt sind, und versucht deshalb, sich selbst möglichst gut darzustellen.

Intels Benchmarks: in diesen Bereichen wurde getestet

Ein großer Bereich, in dem getestet wurde, wurde von Intel als "Produktivität" betitelt: Das Unternehmen stellte sowohl seinen eigenen Prozessor "Tiger Lake" der elften Generation als auch den M1 vor alltägliche Aufgaben wie die Browsernutzung. Getestet wurde explizit der Webbrowser Chrome: Die Ausführung sei auf dem "Tiger Lake" bis zu 30% schneller, als auf dem M1. Bei einer Online-Fotoverbesserung seien auf dem hauseigenen Prozessor sogar Werte erzielt worden, die dreimal besser sind. Auch einige Funktionen innerhalb Microsoft Office 365 wurden verglichen. So sei der PDF-Export auf dem "Tiger Lake" bis zu 2,3-mal schneller, als nativ auf dem M1. Acht von 25 getesteten Funktionen in Programmen, darunter "Videokonferenz starten" in Zoom oder "Zu Kalender wechseln" in Outlook, seien auf dem M1 so langsam gewesen, dass er in diesen Punkten "versagt" habe.

In einem anderen Benchmark nahm sich Intel Medienbearbeitung und in dem Zuge Programme von Adobe, Handbrake und Topaz Labs vor. Auch hierbei wurden nur einzelne Programmtools verglichen, und nicht die Performance der Programme an sich. Die Tools reichten von Videokonvertierung in bestimmte Formate bis hin zu Filtern in der Bildbearbeitung. Alle getesteten Werte zeigen eine höhere Performance des "Tiger Lake".

In dem Bereich "Gaming" wurden vor allem Spiele hervorgehoben, die auf dem M1 nicht spielbar sind, aber gute Benchmarkwerte auf dem Prozessor von Intel aufweisen. Die Performance der Spiele, die tatsächlich verglichen wurden, ist weitgehend ausgeglichen. Dazu listet Intel Auszüge einer "riesigen Bibliothek" an Spielen auf, die auf dem M1 nicht gespielt werden können, dafür aber auf Intel-Prozessoren.

Außerdem gab es Tests zu der Akkulaufzeit. Verglichen wurde der "Tiger Lake" in einem Acer Swift 5 und dem M1 in einem MacBook Air. Bei einer Nutzung von Netflix habe das Acer Swift 5 zehn Stunden und sechs Minuten durchgehalten, das MacBook Air nur sechs Minuten länger. Daneben zeigte Intel Apples Behauptung, das MacBook Air würde 15 bis 18 Stunden Laufzeit haben.

Zuletzt folgte noch eine allgemeine Gegenüberstellung mit einer Auflistung sämtlicher externer Geräte, die mit Intel-Geräten kompatibel seien, jedoch nicht oder eventuell nicht mit dem M1. Genannt wurden Headsets, eine eGPU, ein Touch-Modul von Samsung, ein Grafiktablett von Wacom und ein Xbox Controller.

Alle Benchmarks sowie die zugehörigen Schaubilder findet ihr hier.


Kritik an den Benchmarks: Viel Werbung und viel Angst

Es gibt viel Kritik an den Benchmarks, da diese nicht nur absichtlich vorteilhaft für Intel dargestellt seien, sondern teilweise Informationen unterschlagen würden.

Konkret wird Intel vorgeworfen, sich Programmfunktionen ausgesucht zu haben, bei denen der "Tiger-Lake"-Prozessor besser abschneidet, als der M1. Jedoch bildet das Testen einzelner Funktionen kein Gesamtbild ab. Um Benchmarks von Programmen miteinander vergleichen zu können, müsse man die Programme im Gesamten betrachten und nicht nur eine einzelne Funktion, die vielleicht sogar zufällig auf einem Prozessor besser abschneidet, als auf einem anderen. Außerdem sei es fragwürdig, dass Funktionen, wie das Erstellen einer Videokonferenz unter Zoom, auf dem M1 durchfallen: Diese seien rudimentäre Funktionen, die selbst schwächere Computer leisten könnten.

Bei den Benchmarks im Gaming-Bereich falle auf, dass Intel die Spiele, die auf dem M1 mangels Kompatibilität nicht funktionieren, besonders hervorhebt: Dies zeige, dass das Unternehmen letzen Endes nur versucht, Gründe gegen den M1 zu finden, anstatt tatsächlich zu vergleichen.

Auch der Vergleich der Akku-Laufzeit sei verdächtig: Denn zum einen wechselte Intel bei den Tests das verwendete Gerät, zum anderen wurden die Werte des MacBook Pro komplett vernachlässigt. Diese würden die Werte von Intel um Längen abhängen.

Allgemein müsse man festhalten, dass es sich bei den Benchmarks um die Vergleiche eines Unternehmens ginge, das eigene Produkte vermarkten und dementsprechend die Konkurrenz möglichst schlecht darstellen wolle. Solche Ergebnisse müsse man also ohnehin kritisch begutachten. Außerdem sei der Zeitpunkt für einen solchen Schachzug von Intel für das Unternehmen selbst ideal gewesen: Der M1 ist der erste seiner Art und somit noch nicht ausgereift. Noch gibt es also viele Nischen, in denen der Prozessor sich übertreffen lässt. Wenn Apple jedoch weitere Prozessoren auf den Markt bringt, dürfte es für Intel schwieriger werden, mit hauseigenen, aktuellen Prozessoren dagegen anzukommen.

1 Kommentar

Habe ich das richtig gelesen? Ein alter Chip Hersteller vergleicht seine Prozessor der 11. Generation mit einer Lifestyle Firma, die erst angefangen hat Prozessoren zu bauen? Wenn das nicht nach Angst riecht.

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