Das Ende der Ära Spiegelreflexkamera - spiegellose Kameras dominieren längst den Markt

Technik News
Julia

Spiegelreflexkameras sterben allmählich aus. Von Zeit zu Zeit kommen neue Modelle auf den Markt, doch längst greifen Menschen lieber zu spiegellosen Kameras (Kurz: SLR). Dabei liegt das gar nicht unbedingt daran, dass diese Kameras leichter sind, tatsächlich werden sie nämlich tendenziell immer größer. Aber sie können mehr als die SLR. Aus diesem Anlass ist es Zeit, sich die Geschichte der SLR genau anzusehen, denn sie war vielen eine treue Begleiterin.

Das Ende der Ära Spiegelreflexkamera - spiegellose Kameras dominieren längst den Markt

Wieviele von euch hatten oder haben eine Spiegelreflexkamera (SLR)? Es ist kaum zu glauben, aber so langsam hat diese Ära ihr Ende erreicht. Die erste annähernd moderne SLR  kam unter dem Namen Kine Exakta (Bild von Minya S, CC-by-sa 3.0) im Jahr 1936 auf den Markt. Sie war eine Kleinbildkamera und wurde von dem Konstrukteur Karl Nüchterlein erfunden. In den 84 Jahren hat sich eine ganze Menge getan. Nicht nur, dass sich die SLR natürlich deutlich weiterentwickelt hat. 2004 kam eine Art von Kamera auf den Markt, die schließlich für ihren allmählichen Niedergang gesorgt hat: Die spiegellose Kamera, oder auch Systemkamera. Mit dem ersten spiegellosen Modell Lumix DMC-G1 von Panasonic war an ein Verschwinden der SLR-Kamera noch nicht zu denken, doch spätestens, seitdem Sony den Bau von spiegellosen Profi-Kameras mit der Alpha-Reihe gewagt hat, änderte sich dies. Heutzutage übertreffen spiegellose Kameras SLR-Kameras in vieler Hinsicht, sie haben mehr Leistung, mehr Schärfe, schnellere Serienaufnahmen. Einsteigern wird zu spiegellosen Kameras geraten. Einzig der Akku der SLR ist noch immer unangefochten. Und so verschwinden die SLR immer weiter vom Markt. Es werden zwar jährlich neue Modelle zu Spitzenpreisen veröffentlicht, doch es werden stetig weniger. Der Anlass erscheint passend, die SLR noch einmal zu ehren. Ich möchte euch mitnehmen auf eine Reise durch die Geschichte dieser ganz besonderen Kamera.

Die Entwicklung der Spiegelreflexkamera

Die Erfindung der SLR geschah nicht von heute auf morgen. Tatsächlich dauerte es von dem Konzept und dem Verständnis von physikalischen Eigenschaften, bis hin zu dem fertigen Produkt der ersten Kamera, stolze 150 Jahre. Als erstes beschrieb der Optiker Johann Zahn 1886 das Konzept, mit dem eine SLR arbeitet. Er überlegte sich,  wie Linsen und Spiegel angeordnet werden müssen, sodass ein Bild umgelenkt und betrachtet werden kann. Aus den Konzepten entwickelte der englische Fotograf Thomas Sutton 1861 die erste SLR überhaupt. 1893 folgte die Patentierung des ersten Wechselobjektives, kurze Zeit später wurde die erste deutsche SLR mit dem Namen Zeus-Spiegel-Kamera eingeweiht. Die Erfindung des Klappmechanismus geschah 1895 und wurde von Fritz Kricheldorff erfunden. Die Kamera, in der er den Mechanismus integrierte, nannte sich „Spiegel-Reflex-Klappcamera“. Durch den Mechanismus klappt der Umkehrspiegel beim Auslösen beiseite, sodass der Lichtstrahl den Film direkt beleuchten kann.

Die erste Kleinbildkamera wurde 1936 von Karl Nüchterlein erfunden und auf der Leipziger Frühjahresmesse der Öffentlichkeit präsentiert. Sie gilt als Meilenstein und kann als sehr früher Vorgänger von modernen SLR gewertet werden. Allerdings hatte die Kamera noch ein großes Problem: Das Sucherbild konnte nur an der Achse gespiegelt dargestellt werden, da der technische Fortschritt noch nicht gegeben war. Die Lösung des Problems war die Erfindung des Dachkantprismas, die 1931 von Kurt Staudinger evorgenommen wurde. Das Prisma besteht aus reflektierenden Flächen, von denen eine durch ein Dach (Winkel zwischen den reflektierenden Dachflächen: 90 Grad) ersetzt wird. Dadurch können Strahlen um 45 Grad oder 90 Grad abgewinkelt werden, wodurch ein normalerweise spiegelverkehrtes Bild wieder richtig herum erscheint. Tatsächlich kam dies aber erst am 23. August 1943 zum Einsatz: Die 35mm-Spiegelreflexkamera „Duflex“ ermöglichte es, mit Hilfe des Suchers ein seitenrichtiges, aufrecht stehendes Bild zu fotografieren. Und noch etwas war neu: Erstmals konnte das Bild unmittelbar nach der Aufnahme sichtbar gemacht werden, indem ein Rückschwingspiegel verbaut wurde. Diese Entwicklung war dem Ungar Jenó Dulovits zu verdanken.

Doch erst ab den 50er Jahren wurde das Fotografieren populär. Bis 1963 waren die verwendeten Filme allerdings noch schwarz weiß, erst dann wurde der Farbfilm von Agfa entwickelt. Dadurch konnte nun die Umwelt eins zu eins abgebildet und festgehalten werden. 

Die 60er Jahren gelten als Jahre der Elektronik und der Automatisierung, denn sie brachten eine weitere wichtige Errungenschaft in die Fotografie: Die automatische Schärfeeinstellung wurde eingeführt. Dahinter steckte die noch heute weltbekannte Firma Canon. Zuvor musste das Bild immer manuell scharf gestellt werden. Neben dieser großen Entwicklung gab es etliche kleine, die die Schärfe und Qualität des Bildes deutlich nach oben schraubten.  Dadurch wurde das Fotografieren nicht nur einfacher, sondern auch komfortabler.

1973 folgten weitere automatische Einstellungen. Die Firma Rollei entwickelte die erste vollautomatische Kamera, welche nicht nur die Schärfe, sondern auch die Blende und die Belichtungszeit selbstständig an das Motiv und die Situation anpassen konnte. Passend wurde die Kamera Rolleiflex SLX im selben Jahr auf der Photokina vorgestellt, doch für den Markt produziert wurde sie erst 1976. 1978 folgte ihr Nachgänger, der im Grunde die selbe Kamera war, aber aufgetretene Fehler und Mängel ausmerzte. Somit waren in den 80ern alle wichtigen Meilensteine erreicht, die SLR hatte alle wichtigen Funktionen und Komponenten. Von da an verbesserte sich eigentlich nur noch die Technik stetig weiter. Doch ein wichtiger Wandel fehlt noch: Die Entwicklung der digitalen Fotografie.

Von der analogen Fotografie zur digitalen Fotografie

Im letzten Jahrhundert wurde eigentlich ausschließlich analog fotografiert. Fotografen mussten ihre Bilder im einem Labor einreichen, wo diese dann entwickelt werden konnten. Alternativ konnte auch Equipment erworben werden, um die Fotos selbst zu entwickeln. Doch irgendwann kam die digitale Fotografie und löste die analoge Fotografie nach und nach ab. Digital - das bedeutet, dass zum Speichern kein Film verwendet wird, der erst entwickelt werden muss, sondern ein digitales Speichermedium.

Die Digitalkamera wurde tatsächlich schon 1963 erfunden. David Paul Gregg entwickelte eine Kamera mit dem Namen Videodisk-Kamera. Allerdings wurden die Bilder nach ein paar Minuten von dem elektrisch-analogen Medium wieder gelöscht. Trotzdem ist es faktisch die erste Digitalkamera gewesen. Eine echter Durchbruch gelang dem Duo Williard Boyle und George Smith 1969 mit der Erfindung des CCD. Ein CCD ist ein lichtempfindlicher Chip, der als Datenspeicher fungiert und Bilder kurzzeitig speichern kann. So ein CCD fand sich in einer von Wissenschaftlern der Bell Laboratories 1970 entwickelten Kamera. Das Prinzip glich hier einer Videokamera. Eine Digitalkamera, die dauerhaft Bilder speichern konnte, wurde 1972 von Thomas B. McCord vom MIT und von James A. Westphal von CalTech erfunden. Allerdings wurde eine analoge Vidicon-Bildröhre verwendet, also komplett digital war die Kamera noch nicht. Dennoch konnten Aufnahmen in 8-Bit-Dateien auf magnetischen Digitalkassetten gespeichert werden, innerhalb von „nur“ vier Sekunden. Das Team veröffentlichte Bilder vom Jupiter und von Kugelsternhaufen 47 Tucanae, aufgenommen am Cerro Tololo Interamerican Observatorium in Chile. Die Kamera wog stolze 10 Kg und hatte eine Abmessung von circa 20x20x40. Außerdem war sie nicht tragbar, sondern stationär mit einem Kassettenrekorder verbunden. Allerdings war sie nicht im Handel erhältlich. Die erste kommerzielle Digitalkamera kam zwei Jahre später. Sie war eine kompakte und leichte Fernsehkamera, die 1973 von Farchild entwickelt wurde. Auch diese war noch nicht tragbar.

Die erste tragbare Digitalkamera folgte erst 1975: Sie verwendete ebenfalls einen CCD. Die Speicherung eines einzigen Bildes benötigte 23 Sekunden. Sie hatte ein stolzes Gewicht von 4 Kg.

Doch wirklich hoffähig wurden Digitalkameras erst in den 80er Jahren. Dort wurden sie vorwiegend von professionellen Fotografen eingesetzt. Für Hobby Fotografen wären die Geräte noch deutlich zu teuer gewesen. Auch, wenn sich bis zur Jahrtausendwende viele Hersteller fanden, die dem Trend der Digitalkameras folgten: Sony, Apple, Nikon, Olympus und weitere. 

Wirklich durchsetzen und erstmals den Verkauf von analogen Kameras übertreffen konnten Digitalkameras allerdings erst 2003: Grund dafür waren die Verkaufspreise, die stark fielen. Außerdem fiel der Gang in ein Labor weg. Bilder konnten fortan ganz einfach digital am Computer entwickelt werden oder direkt in dem handlichen JPG-Format gespeichert werden.

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