Nebo - eine Schreib-App die sogar rechnen kann

App Review
Julia

Nebo ist eine Schreib-App und für die Nutzung mit dem Apple Pencil ausgelegt. Sie ist schlicht und bietet einige besondere Funktionen wie den Mathe-Modus und unendlich große Seiten. Wie sehr lohnt sich die App?

Nebo - eine Schreib-App die sogar rechnen kann

Vor ein paar Tagen habe ich euch bereits die App Goodnotes vorgestellt. Heute möchte ich mich einer anderen Schreib-App etwas genauer widmen: Nebo ist eine App, die genauso wie Goodnotes für das Schreiben mit dem Apple Pencil prädestiniert ist. Nebo habe ich besonders in der Vorbereitung auf meine Uni-Klausuren genutzt. Neben der üblichen Handschrifterkennung bietet die App vor allem ein außergewöhnliches Feature: Den Mathe-Modus.

Nebo: Eine App, die mehr als nur Handschrift erkennen kann

Nebo ist eine App, die für das Schreiben mit dem Apple Pencil auf dem iPad ausgelegt ist. Öffnet man eine einfache, leere Seite, fällt einem sofort ins Auge, wie einfach und intuitiv das Design gehalten ist. Über der Schreibfläche befindet sich die Werkzeugleiste mit gerade mal vier verschiedenen Werkzeugen: Maschinentext, Stifteingabe, Radiergummi und ein Lassowerkzeug zum Auswählen von Text und Zeichnung. Für den Stift lassen sich verschiedene voreingestellte Dicken wählen. Rechts von den Werkzeugen finden sich die Farben, durch einen Klick auf das Plus-Zeichen lassen sich aus einem Farbkreis weitere Farben zur Schnellauswahl hinzufügen.

Das hat den Vorteil, dass man sich schnell zurecht finden wird. Nebo hat keine überflüssigen Funktionen, die den Arbeitsfluss stören können, Nebo ist schlicht und ästhetisch gehalten. Als Physik-Studentin fehlen mir persönlich noch ein paar Werkzeuge. Besonders eine Stift-Auswahl wäre praktisch, an dieser Stelle ist Nebo etwas zu schlicht gehalten. Wenn ich eine Aufgabe importiere, markiere ich mir normalerweise mit einem Textmarker wichtige Informationen, bevor ich mit der Rechnung beginne. Bei Nebo könnte ich sie bestenfalls unterstreichen.

Wer jetzt denkt, Nebo sei ein besseres Microsoft Paint für das iPad, den kann ich beruhigen: Denn Nebo bietet trotz der spärlichen Werkzeugauswahl einzigartige Features, welche die Interpretation des geschriebenen Textes selbst betreffen. Natürlich gibt es die für Schreib-Apps übliche Texterkennung und das Tool, den geschriebenen Text in Maschinentext umzuwandeln. Diese funktioniert mit Bravur, nur selten wird bei meiner nicht gerade ordentlichen Handschrift ein Wort falsch erkannt oder interpretiert. Erkannt werden können bis zu 60 verschiedene Sprachen, allerdings darf man die Sprache innerhalb eines Dokumentes nicht wechseln. Aber mein persönliches Lieblingsfeature, das Nebo ganz klar von anderen ähnlichen Apps unterscheidet, ist der Mathe-Modus. Über der Werkzeugleiste gibt es ein Plussymbol, wo man verschiedene Modi findet: Man kann Bilder einfügen, Platz für eine Skizze oder ein Diagram reservieren, oder ein Fenster für eine Formel anlegen. Schreibt man in das Formel-Fenster eine einfache Zahlenrechnung ohne Lösung und konvertiert das ganze, wandelt Nebo die Gleichung nicht nur in Maschinentext um, sondern löst sie außerdem. Man kann auch komplexere Gleichungen mit Summenzeichen, Limes und ähnlichem aufschreiben und sogar in Maschinentext konvertieren, gelöst wird der Ausdruck dann allerdings nicht mehr. Und das beste an der Sache: Den Inhalt des Mathe-Feldes kann man wiederum kopieren und in einem LaTeX-Editor einsetzen, wobei die Formel direkt in die dementsprechende Gleichung übersetzt wird. (Für die Jenigen von euch, die LaTeX nicht kennen: Es handelt sich um einen Texteditor, der mit Hilfe einer Scriptsprache genutzt werden und somit Formeln und Text ordentlich setzen kann).

Ich hatte erwähnt, dass es auch einen Diagram-Modus gibt, den man, wie auch den Mathemodus, mit Druck auf das Plussymbol auswählen kann: Im Diagram-Modus kann Nebo gezeichnete Formen erkennen und konvertieren. Zum Beispiel kann man innerhalb des Modus ein Diagram anlegen und mit Inhalt befüllen. Anschließend bittet man Nebo, alles, oder einzelne Objekte zu konvertieren. Damit werden dann Linien begradigt, Kreise werden rund etc. Allerdings funktioniert die Formen-Erkennung nur begrenzt, Nebo kann nur standardmäßige Formen erkennen. Als Test, was darunter fällt, habe ich einen Sinus gezeichnet. Eine Konvertierung hat ein Gebilde mit vielen Ecken und Kanten hervorgebracht. Formen wie Linien, Pfeile, Vierecke, Kreise, Dreiecke und andere alltägliche Formen werden ohne Probleme erkannt.

Eine ebenso außergewöhnliches und praktisches Feature ist die Möglichkeit, Gesten zu nutzen. Gesten kennen wir bereits von der Funktion "Kritzeln", die auf dem iPad seit iOS 14 verfügbar ist. Dabei kann man mit dem Apple Pencil in jedes beliebige Schriftfeld schreiben und das Geschriebene durch Gesten verändern, zum Beispiel ein Leerzeichen zwischen zwei Buchstaben einfügen, indem man einen geraden Strich zieht. Bei Nebo funktioniert dies ebenso, durch Gesten mit dem Apple Pencil oder dem Finger kann man trennen, Wörter und Buchstaben zusammenfügen und Text löschen. Dies funktioniert irgendwann so routiniert, dass man das Werkzeug nicht mehr wechseln muss und im Stiftmodus verweilen kann.

Aufbau und Struktur

Nebo hält eine weitere praktische Besonderheit bereit: Neben standardmäßigen Schriftdokumenten, auf denen man vertikal scrollt und die in der Breite begrenzt sind, gibt es Freihandform-Seiten. Diese Seiten sind quasi unendlich groß und man kann in alle Richtungen schreiben und scrollen. Es gibt keine Modi, man kann also weder Diagramme und Skizzen einfügen und begradigen lassen, noch Formeln aufschreiben und konvertieren. Auch die Möglichkeit, Maschinentext zu schreiben, fehlt. Ideal ist die Freihandform für Mindmaps. In Vorbereitung auf meine Klausuren habe ich mir für jedes Fach genau eine Mindmap angelegt, in der alle in einem Semester durchgenommenen Themen miteinander verknüpft waren. Analog auf Papier wäre ich da vermutlich mit Din A3 nicht hingekommen. Digital musste ich mir um den Platz keine Sorgen machen. Das einzige, was passieren kann, ist, dass der RAM irgendwann nicht mehr ausreicht, weil Nebo zu viel Text erkennen muss. Dann stürzt die App ständig ab und mann kann die Mindmaps nicht fortführen. Mein Trick dagegen war es, die Mindmap an dem Punkt als PNG zu speichern und in ein leeres Dokument wieder einzufügen. Danach konnte ich ungestört weiterarbeiten, da eine PNG Datei sehr wenig RAM benötigt. Nur um die Suchfunktion ist es Schade, wenn man an diesen Punkt kommt: Nebo führt automatisch eine Texterkennung durch und findet Wörter, die man sucht. Ohne die Funktion muss man die Suche selbst durchführen.

Schade ist, dass es keine verschiedenen Vorlagen gibt. Die Freihand-Seiten sind kariert und die standardmäßigen Seiten liniert. In dem Punkt macht Goodnotes vermutlich einiges besser, da man dort eine große Auswahl an Vorlagen hat. Für mich persönlich eignet sich Nebo deshalb nur zum Anlegen von Mindmaps, mit liniertem Papier kann ich wenig anfangen.

Was die Ordnungsstruktur angeht, sortiert Nebo alle Dokumente sehr übersichtlich. Es gibt Sammlungen, innerhalb derer man Notizblöcke anlegen kann. Dem Notizblock selbst fügt man schließlich die Dokumente hinzu. Außerdem gibt es eine Suchfunktion, sodass man Dokumente schnell wiederfinden kann.

Fazit, Verfügbarkeit und Preis

Alles in allem ist Nebo eine App, die mit ihrem schlichten Design und der gleichzeitigen Fülle an Möglichkeiten überzeugt. Die App ist eingeschränkt kostenfrei, ausprobieren lohnt sich in jedem Fall. Der Mathe-Modus und die Freihand-Seiten sind einzigartige und äußerst praktische Features. Einige Möglichkeiten wie verschiedene Vorlagen und ein Textmarker fehlen noch, doch je nachdem, wofür man eine solche App sucht, stellt das kein Problem dar.

Nebo gibt es im AppStore für das iPad ab iPadOS 13. Die App ist kostenfrei mit Einschränkungen, erst mit dem Tätigen von In-App-Käufen schaltet man alle verfügbaren Funktionen frei. Die Käufe staffeln sich in drei Kategorien: Das Paket "Grundlagen" beinhaltet die Möglichkeit, beliebig viele Notizblöcke anlegen zu können. In der freien Version ist die Anzahl der Blöcke eingeschränkt. Außerdem wird erst mit diesem Kauf die Suchfunktion freigeschaltet. Dazu gibt es ein Wörterbuch. Das Paket kostet 2,29 Euro. Das Paket "PDF" erlaubt den Import und Export von PDF und das Kommentieren selbiger. Es kostet 4,49 Euro. Das Paket "Verbinden" erlaubt den Export in Formate wie Word, PDF und HTML. In der freien Version kann man nur in Textdatei oder PNG exportieren. Außerdem lassen sich Notizen über einen Link teilen und über die Cloud synchronisieren. Es kostet 5,49 Euro. Als Gesamtpaket kann man Nebo für 12,27 Euro erwerben, aktuell ist dieser Preis sogar ermäßigt und liegt bei 8,99 Euro.

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