Heimüberwachung mit 4K-Video ohne teure Kameras, fremde Cloudspeicherung und Abogebühren - mein aktuelles Setup

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AppTickerTeam

Lebt man im Eigenheim, so stellt sich früher, oder später die Frage ob man eine Alarmanlage und ggf. auch Videoüberwachung verbaut. Speziell die Videoüberwachung wird nicht günstig sein, wenn man sich nach gängigen Lösungen richtet.

Heimüberwachung mit 4K-Video ohne teure Kameras, fremde Cloudspeicherung und Abogebühren - mein aktuelles Setup

Schaut man sich derzeit auf dem Markt nach Möglichkeiten für die private Videoüberwachung um, so stellt man fest, dass die meisten Hersteller Ihre Kameras einerseits gar nicht so günstig verkaufen und zusätzlich dem Kunden die Möglichkeit nehmen die aufgenommen Videos lokal zu speichern, bzw. die Speicherung unnötig kompliziert machen.

Da ich das Thema in den letzten Wochen erneut angegangen bin, möchte ich den AppTicker-Lesern meine Lösung vorstellen, vielleicht hilft dies dem einen, oder anderen.

Seit nun inzwischen mehr als 8 Jahren kann ich mich zu den stolzen Eigenheimbewohnern zählen. Damals noch auf Anraten der Baufirma habe ich die ersten Überwachungskameras besorgt und verbaut. Insgesamt drei Stück rund um das Haus herum und eine Kamera an der Eingangstür für die Videotürklingel. Genauer genommen sind es drei Dome-Kameras von Abus mit 720p Auflösung und einstellbaren Objektiv gewesen. An der Tür wurde eine Mobotix T24M verbaut.

Was die Abus-Kameras betrifft, so wurden diese recht schnell "entsorgt", da abgesehen von dem schlechten Bild diese keinerlei weitere zuverlässige Funktionalität hatten. Stattdessen wurden weitere Kameras von Mobotix verbaut, genauer genommen die S15, mit unterschiedlichen Sensoren für Tag und Nachtbetrieb und unterschiedlichen Aufnahmewinkeln je nach Ort, an dem die Kameras verbaut wurden. Wer Mobotix nicht kennt.. Mobotix ist ein namhafter deutscher Hersteller für Videoüberwachungskameras. Bei der Mobotix S15-Kamera handelt es sich um ein Kameramodul, an dem bis zu zwei Sensoren (Objektive) angeschlossen werden können. Welche Objektive es sein sollen (Blickwinkel, Tag/Nacht usw.) entscheidet der Kunde.

Mobotix - hohe Kosten, umfangreiche Kamerasoftware und eine sehr schlechte App

Warum meine damalige Entscheidung zu Mobotix fiel lässt sich wie folgt erklären. Ich gebe lieber ein wenig mehr aus, bekomme jedoch im Gegenzug eine vernünftige Lösung für das Problem und muss kein zweites Mal Geld ausgeben. Was bei Mobotix wirklich beeindruckend ist, ist die Möglichkeit die Konfiguration für die Bewegungserkennung innerhalb der Kamerasoftware so fein einzustellen, dass möglichst keine Fehlalarme entstehen.

Soweit jedoch die Theorie.. in der Praxis über mehrere Jahre und mehrfache Anpassungen der Konfiguration stellte ich fest, dass auch dies nicht hilft und die Mobotix-Kameras weiterhin Fehlalarme auslösen, bzw. bei ganz offensichtlichen Bewegungen nicht reagieren.

Hinzu kommt, dass die von Mobotix angebotene App meiner Meinung nach eher schlecht als recht ist. Mit der neuen MxBell-App wurde es zwar ein wenig besser, aber auch bei der App hatte man das Gefühl, dass diese eher lieblos umgesetzt wurde und der Hersteller generell kein Empfinden für ein gutes User-Interface hat.

Irgendwann hatte ich jedenfalls die "Nase voll" und habe angefangen mich nach Alternativen umzuschauen. Hier galt wohl ausnahmsweise, teuer ist nicht unbedingt gut.

Apple HomeKit Secure Video

Eine Alternative für mein bisheriges Setup wären vermutlich Kameras, welche das Apple HomeKit Secure Video unterstützen. Was ich bei solchen Kameras jedoch nicht gut fand, war die fehlende Möglichkeit Aufnahmen lokal zu speichern bzw. grundsätzlich alles innerhalb von dem heimischen Netzwerk abzubilden, ohne fremde Speicherorte zu verwenden. Damit war Apple HomeKit Secure Video ausgeschlossen, viele andere ähnliche Lösungen wie z.B. Ring von Amazon ebenso.

Synology NAS, drei 4K Kameras und eine 5MP PTZ-Kamera

Als langjähriger Nutzer von einem Synology NAS, hatte ich selbstverständlich auch die Surveillance Station ausprobiert, in der Kombination mit den Mobotix-Kameras war die Funktionalität zwar gegeben, zufrieden war ich dennoch nicht. Unter anderem auch, weil die Mobotix-Kameras nur 1-2 Frames pro Minute lieferten, bzw. mit dem MxPEG-Format auf ein im Handling recht unbequemes Format setzten.

Nach einigen Recherchen und Tests setzt mein aktuelles Setup sich nun wie folgt aus.

Synology DS918+

Ein performantes NAS welches nicht für die Videoüberwachung genutzt wird, sondern auch für viele andere Zwecke wie z.B.

  • Private Cloud für den Datenaustausch zwischen den MacBooks, iPhones und iPads
  • Speicherort für die Backups
  • Synology Moments als Speicherort für die Fotos und Videos
  • Versionierungssystem für meine Programmierung
  • Downloadstation für gelegentliche größere Downloads

Und eben die Surveillance Station für die Videoüberwachung. Eigentlich hätte für den Zweck auch eine kleinere günstigere Synology-Version gereicht, ich wollte jedoch für die Zukunft gut gewappnet sein.

Einige Worte zu der Surveillance Station von Synology. Neben der Weboberfläche bietet Synology hierfür eine Desktop-Software, als auch eine wirklich sehr, sehr gute iOS-App DS cam an. Die Einstellmöglichkeiten und der Funktionsumfang sind enorm, es lassen sich Aktionsregeln definieren, diverseste Kameras direkt einbinden und via App steuern, Aufnahmen intelligent durchsuchen, dauerhafte Aufnahmen zu einem Zeitraffer zusammenfassen und und und.

Für den Betrieb von Kameras an der Surveillance Station wird je Kamera eine sogenannte "Synology Device Licence" benötigt. Zwei Lizenzen sind bei der Synology DS918+ bereits inkludiert, 4 weitere habe ich als Set dazugekauft. Somit lassen sich insgesamt 6 Kameras einbinden.

Kostenpunkt aktuell 529€, plus zwei Festplatten mit je 3TB zu je 105,60€, Lizenzen für 174,90€.

Synology DS918+ bei Amazon

Synology Device Licence

WD Red 3TB interne Festplatte

Drei H.VIEW 4K Dome POE Kameras plus 5MP PTZ-Kamera

Für die Eingangstür, Einfahrt und eine Hausecke im hinteren Bereich werden drei 4K Kameras von H.View verwendet. Testweise hatte ich erst nur eine Kamera gekauft, das von der Kamera gelieferte Bild war sowohl tagsüber, als auch in der Nacht so beeindruckend, das zwei weitere bestellt und verbaut wurden. Neben dem Bild liefern die Kameras auch recht gute Soundübertragung, haben allerdings keinen Lautsprecher um damit eine Türkommunikation aufbauen zu können. War in meinem Fall jedoch auch nicht nötig, da ich diese Funktionalität bisher nie genutzt habe.

Warum es grundsätzlich eine 4K Kamera für die Überwachung sein sollte? Nun, eine gute Auflösung ist nur durch eine noch bessere Auflösung zu ersetzen bzw. runter-skalieren geht immer, hochskalieren bringt dagegen eher nichts.

Eher als Spielerei wurde als vierte Kamera eine H.VIEW PoE PTZ Kamera verbaut. Hat zwar geringere Auflösung als die ersten drei, liefert dennoch mit 5MP ein sehr gutes Bild und lässt sich diskret schwenken, neigen und zoomen. Der optische Zoom macht die geringere Auflösung gleichzeitig wieder wett.

Kostenpunkt für die Kameras: je 79,99€ für die 4K Kameras und 179,98€ für die PTZ-Kamera. (Achtung der Preis schwankt ein wenig hoch und runter).

H.VIEW 4K Dome POE Kamera bei Amazon

H.VIEW PTZ Dome Kamera bei Amazon

Heimautomation und Bewegungserkennung

Eine gute Videoüberwachung ist nur dann wirklich gut, wenn diese auch zuverlässige Bewegungserkennung bietet. Die Möglichkeit Bewegungen zu erkennen ist zwar sowohl direkt in der Kamerasoftware, als auch in der Synology Surveillance Station vorhanden, funktioniert jedoch wie man es bereits kennt eher bedingt gut.

Wolken, Sonnenschein und ggf. Scheinwerfer von vorbeifahrenden Autos sorgen dafür, dass entweder Falschalarme entstehen, oder die Erkennung nicht mehr reagiert. Dabei auf die reine Bilderkennung zu setzen führt in der Regel nicht zum Erfolg, externe Bewegungssensoren müssen her.

Sogenannte PIR-Sensoren sind in der Regel worauf man als Erstes setzt. Allerdings haben auch diese mit einigen Probleme zu kämpfen, sobald die im Außenbereich eingesetzt und bei Tageslicht verwendet werden. Direkter Sonnenlicht-Einfall bzw. Wolken, oder warmer Luftzug bringen die PIR-Sensoren sehr schnell durcheinander und lasse Bewegung erkennen, wo eigentlich keine ist. Die sogenannten HF-Sensoren sind gegen solche Einflüsse nicht empfindlich, diese funktionieren aktiv über elektromagnetische Wellen und erfassen lediglich tatsächliche Bewegungen.

Derzeit sind lediglich zwei PIR-Sensoren durch HF-Sensoren ersetzt worden, weitere zwei werden wohl demnächst verbaut sobald wieder Zeit ist.

HF Bewegungssensoren bei Amazon

Angebunden sind die Sensoren an die Synology Surveillance Station ein wenig über Umwege. Genauer genommen sind diese an die vorhandene Heimautomation auf Basis von Loxone angebunden, wird eine Bewegung registriert, wird mittels Webhook eine Aktion auf der Synology Surveillance Station ausgelöst. Die jeweilige Kamera startet eine gesonderte Aufnahme und eine Push-Nachricht mit dem aktuellen Bild wird an das iPhone geschickt.

Gesamtkosten

Rechnet man die Gesamtkosten für das Setup zusammen, so ergibt sich eine Summe in Höhe von knapp über 1360 Euro für mein gesamtes Setup. Der wesentliche Anteil entfällt jedoch auf das Synology NAS und die Festplatten, welches einen deutlichen Mehrwert als nur Videoüberwachung bietet.Bei einer konservativeren Auslegung wie kleinere Synology-Version, kleinere Festplatten und nur 4 Lizenzen ließe sich hier so einiges sparen.

Schaut man sich auf dem Markt nach vergleichbaren System für die Videoüberwachung um, so landet man unter anderem bei Arlo Ultra, welches im 4er Set mit 1179 Euro zwar günstiger ist, jedoch monatliche Gebühren in Höhe von 13,99€ auslöst und keinen weiteren Mehrwert als Videoüberwachung bietet.

Bei Fragen zu dem Setup stehe ich unseren Lesern gern zu Verfügung. Einfach die jeweilige Frage als Kommentar hinterlassen.

3 Kommentare

Interessant....

...sehr interessant. Ich selber habe einige seeeeeehr günstige Kameras ausprobiert und bin über einen Freund zu Arlo gekommen. Ich hab mir ein Arlo Home Set mit 3 Kameras geholt, zur BlackWeek. Da dort allerdings Batterien drinnen sind die nicht ganz die versprochenen 3 Monate halten, nicht Wiederaufladbar sind und die Bewegungserkennung sowie die darauf folgende Aufnahme teilweise viel zu spät erfolgten tauschte ich die „Home“ gegen die „pro2“. Ich bin zufrieden. Akkus die selbst wenn sie nur 2 Monate halten aufladbar sind, oder mit nem Solarpanel aufgeladen werden. Bewegungserkennung haut hin, wer es nicht weiß nimmt die Kameras nicht war und das Bild passt auch, bei Tag und auch bei Nacht. Einzig diese nervige Arlo-Politik jedem ein Abo für die Nutzung seiner Cloud aufzudrücken zu wollen geht mir gehörig auf den Sack. Die Pro2 ist die letzte Version die noch komplett ohne Abo zu nutzen ist, alle Kameras die danach kamen, bessere Blickwinkel oder gar Auflösung bieten sind nur mit einem kostenpflichtigem Abo der Arlo-Cloud zu nutzen. Bei einem Setpreis von um/über 500.- ist das für mich nur durch die reine Gier seitens des Herstellers nachzuvollziehen.

Prima Erfahrungsbericht

Ein interessanter und hilfreicher Bericht, vielen Dank dafür

Interessant

Nur zur Info, die Mobotix Kameras (nicht die Move Serie) verfolgen ein dezentrales Konzept und sind daher nicht für die Zentrale Speicherung ausgelegt, ist zwar möglich, scheinbar allerdings nicht so performant. Ansonsten mal die Move Serie anschauen.

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